Biodiversität auf den Dächern der Stadt

Neben den Vorteilen die Gründächer zur Verbesserung der Luftqualität und zur Reduktion des städtischen Wärmeinseleffekts leisten, sind sie zudem ein wichtiger Lebensraum für die städtische Flora und Fauna. In stark versiegelten städtischen Bereichen leisten Dachbegrünungen einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt und der Erhöhung der Biodiversität, indem sie die Funktionen bereits verlorener, natürlicher Habitate oder Trittsteinbiotope übernehmen.

Abnehmende Biodiversität in der Stadt

Mit wachsender Stadtbevölkerung nimmt auch die großflächige Erschließung städtischer Flächen rasch zu. Die zunehmende Verstädterung hat viele negative Auswirkungen auf die städtische Biodiversität und die von ihr erbrachten Ökosystemleistungen.

Hauptursache dafür ist die großflächige Bodenversiegelung, die zu einer Heterogenität der städtischen Landschaft führt. Durch die Zunahme undurchlässiger Flächen reduziert sich beispielsweise die Vielfalt städtischer Pflanzen und natürlicher Lebensräume. Gleichzeitig erschwert die Fragmentierung der städtischen Landschaft den Genaustausch zwischen Populationen, was für eine Verringerung der städtischen Artenvielfalt verantwortlich ist.

Graue Stadt - Fehlende Biodiversität in urbanen Zonen

Gründächer erhöhen die Artenvielfalt

Als Bestandteil der grünen Infrastruktur können Gründächer die biologische Vielfalt in Städten erhöhen, indem sie neue Vegetationsstrukturen und Futter- und Lebensraummöglichkeiten für Flora und Fauna schaffen. Als sogenannte Trittsteinbiotope verbessern sie die Vernetzung verschiedener Lebensräume und dadurch auch die städtische Biodiversität.

Viele Pflanzen auf Gründächern stellen eine wichtige Nahrungsquelle für unterschiedliche Tiere dar, wie z. B. verschiedene Wildkräuter, die eine Vielzahl von Schmetterlingen anlocken. Durch den Einbau von geeignetem Nistsubstrat, kann auf Gründächern, ein geeigneter Lebensraum für Wildbienen geschaffen werden.

Laut einer Studie in Basel zur Biodiversität auf Gründächern, konnten in den Mikrohabitaten der Gründächer 79 Käfer- und 40 Spinnenarten gefunden werden, darunter befanden sich auch sehr seltene Arten (Brenneisen 2006).

Vor allem das Retentionsdach stellt der Tier- und Pflanzenwelt ein qualitativ hochwertiges Habitat zur Verfügung. Dies ist auf die zusätzliche Bewässerung zurückzuführen. Diese ist entscheidend, um die Auswirkungen von Trockenheit, besonders in den heißen Sommermonaten, zu mildern. Die Bewässerung verbessert die Bedingungen während der anfänglichen Etablierungsphase der Pflanzen und stellt das notwendige Wasser für die Keimung in Dürreperioden zur Verfügung. Das somit bedingte erhöhte Pflanzenwachstum erhöht die Biodiversität, da ein größerer Pflanzenartenreichtum zu vielfältigeren Lebensräumen und somit zu einem erhöhten Tierartenreichtum führt.

Gründächer und die menschliche Gesundheit

Die Einbringung von Gründächern in städtischen Gebieten ist aufgrund der verschiedenen Ökosystemleistungen die sie erbringen für die menschliche Gesundheit und dem Wohlbefinden von Bedeutung. Dies schließt deren Potenzial zur Reduktion von Überschwemmungen und Wärmeinseln und zur Verbesserung der Luftqualität ein, da all diese Effekte auch zur Gesundheitsförderung der Stadtbevölkerung beitragen.

Die Vegetation der Gründächer ist in der Lage durch Verdunstungsleistung städtische Wärmeinseln und die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken wirksam zu verringern. Neben der Stadtkühlung können Gründächer zudem die Luftqualität durch die Bindung von Luftschadstoffen und Staubpartikeln verbessern.

Laut der Studie von Anderson et al. (2021) bieten zugängliche Gründächer zudem psychologische Vorteile für den Menschen, indem sie einen grünen Erholungsort inmitten dicht verbauter Stadtgebieten bereitstellen.

In diesem Sinne haben begrünte Dächer das Potenzial als wichtiges Element der städtischen blau/grünen Infrastruktur das städtische Leben, die Nachhaltigkeit, das subjektive Wohlbefinden und die biologische Vielfalt zu fördern.

Abb. 1: Positiver gesundheitlicher Nutzen von städtischen Grünflächen; Ode Sang et al. 2022

Literaturverzeichnis
Anderson, Vidya; Gough, William A.; Agic, Branka (2021): Nature-Based Equity: An Assessment of the Public Health Impacts of Green Infrastructure in Ontario Canada. In: International journal of environmental research and public health 18 (11). Abgerufen unter: Link

Brenneisen Stephan (2006): Space for urban wildlife: Designing green roofs as habitats in Switzerland. Urban Habitats 4: 27–36. Abgerufen unter: Link

 

Abbildungsverzeichnis
Ode Sang, Åsa; Thorpert, Petra; Fransson, Ann-Mari (2022): Planning, Designing, and Managing Green Roofs and Green Walls for Public Health – An Ecosystem Services Approach. In: Front. Ecol. Evol. 10, Artikel 804500. Abgerufen unter: Link