Wasser in der Stadt

Wasser in der Stadt - Mann mit Regenschirm auf Parkplatz

Dem Weltwasserbericht zufolge hat sich in den vergangenen 100 Jahren der weltweite Wasserverbrauch versechsfacht (UN Water 2020). Besonders in urbanen Gebieten findet ein zunehmender Wasserbedarf statt, der durch ein enormes Bevölkerungswachstum, zunehmende Urbanisierung und wirtschaftliche Entwicklung bedingt ist. Gleichzeitig wird durch den Klimawandel die Verfügbarkeit von Wasser, in Qualität und Menge, für menschliche Grundbedürfnisse verändert.

Wertvolle Ressource Wasser

Wasser ist die Grundlage allen Lebens und seine Nutzung ist Voraussetzung für eine hohe Lebensqualität in den heutigen Städten. Unter den Folgen des Klimawandels wächst die Wichtigkeit der Ressource. Die gegenwärtige urbane Bevölkerungsentwicklung und der damit verbundene Druck auf die lokalen Wasserressourcen erfordern nachhaltige Lösungen.

Bereits normale Gründächer sind ein wichtiger Bestandteil der Lösung für eine nachhaltige urbane Wassernutzung. Sie sorgen für Wasserrückhalt, erhöhte Verdunstung und Abflussminderung. Retentionsdächer gehen noch einen Schritt weiter und begünstigen den natürlichen Wasserkreislauf zusätzlich.

Kostbares Wasser - Hand fängt Wasser auf

Der städtische Wasserbedarf steigt

Der pro Kopf-Wasserbedarf steigt weltweit mit wachsender Wirtschaftsentwicklung an. Neben dem steigenden Bedarf pro Kopf ist auch das Bevölkerungswachstum Grund für eine steigende Wassernachfrage. Die Tatsache, dass sich seit 1930 die weltweite Bevölkerungsanzahl verdreifacht hat, während sich der Wasserverbrauch versechsfacht hat, verdeutlicht diese Entwicklung.

Die zweit größte Wassernutzung findet mit 30%, neben der Landwirtschaft mit 70%, in urbanen Räumen auf nur ca. 2% der Landfläche der Erde statt. Industrie, der Dienstleistungssektor und private Haushalte sind dabei die Hauptverbraucher (UN Water 2022).

Der städtische Wasserverbrauch verzeichnet derzeit einen schnelleren Anstieg als der der Landwirtschaft. Die gegenwärtige Urbanisierung und die damit einhergehende räumliche Konzentration sorgt für zunehmenden Druck auf die Ressource Wasser, wodurch die städtische Wassernutzung in noch stärkerer Konkurrenz zu anderen Wassernutzungen treten wird.

Abb. 1: Globaler Wasserbedarf gemessen am Wasser, das zur künstlichen Bewässerung, in der Industrie oder für den häuslichen Gebrauch verwendet wird; Verändert nach den Daten aus Abbildung 5.4 in OECD 2012

Störung des natürlichen Wasserkreislaufs in urbanen Gebieten

In urbanen Gebieten wird der natürliche Wasserkreislauf durch die hohe Bodenversiegelung gestört. Die natürliche Verdunstung und Versickerung des Niederschlagswassers sind nicht mehr möglich bzw. stark eingeschränkt. Bei Starkregen führen die versiegelten Flächen zu Überlastungen der städtischen Kanalnetze, während fehlende Kühlung durch Verdunstung die sommerliche Stadthitze verstärkt.

Durch die höheren Temperaturen in Städten wird die Bildung lokaler Gewitter gefördert. Es entstehen Hitzeinseln, die in Kombination mit spezifischen Wetterlagen in Form von hoher Sonneneinstrahlung und labil geschichteter Luftmassen die Bildung lokaler Gewitterzellen bzw. starker Niederschlagsereignisse zusätzlich begünstigen. Der Klimawandel verstärkt diese Effekte zusätzlich. Durch die ansteigenden Temperaturen in Städten nimmt der Sättigungsdampfdruck des Wasserdampfes zu, wodurch mehr Wasserdampf zur Niederschlagsbildung zur Verfügung steht. Dadurch können in städtischen Gebieten Starkregen häufiger und intensiver auftreten.

Hinzu kommt die unterirdische Wasserinfrastruktur in Städten, die auf ein schnelles Ableiten des Regenwassers in die Kanalisation ausgerichtet ist. Sie ist bei Starkregenereignissen schnell überlastet, was zu Überschwemmungen führt.

Während in der Natur 75% des Niederschlagswassers im natürlichen Wasserkreislauf verdunsten, beträgt der Anteil des verdunsteten Regenwassers im Siedlungsgebiet nur mehr 5%.

Abb. 2: Urbaner und natürlicher Wasserhaushalt; eigene Darstellung 2022

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Entwicklung eines nachhaltigen Regenwassermanagements im urbanen Raum wichtig ist, um Extremwetterereignissen wie Hitzewellen und Starkregen entgegenzuwirken.

Bewusststseinswandel im urbanen Regenwassermanagement

Während in den letzten Jahren in der Stadtplanung der Fokus auf die Ableitung des Regenwassers gelegt wurde, zeigt sich aktuell ein Bewusstseinswandel, bei dem Versickerung als Möglichkeit der Stadtentwässerung mitgedacht wird. Die Zuführung des Regenwassers in den natürlichen Wasserkreislauf steht dabei im Mittelpunkt.

Bisher wurde das Regenwasser in Städten als Problem gesehen, das schnell zu beseitigen galt. Bei starken Regenfällen wurde das Niederschlagswasser so rasch wie möglich in die Kanalisation geleitet. Wasserrückhalt an der Oberfläche und Verdunstung über Pflanzen und die damit einhergehende Verdunstungskühlung fehlten. Durch eingeschränkte Versickerung wurde eine Grundwasserneubildung verhindert.

Bei einem nachhaltigen Regenwassermanagement wird das Regenwasser als wichtige Ressource anerkannt. Die lokale Retention, Versickerung, Verdunstung und Speicherung von Niederschlagswasser sind wichtige Ziele, um auf häufigere und extreme Unwetterereignisse, trockenere Sommer und die zunehmende Verstädterung zu reagieren. Auf Bauwerken erfolgt dies durch Gründächer.

Literaturverzeichnis
UN Water (2020): Water and climate change. Paris: UNESCO (The United Nations world water development report, 2020). Abgerufen unter: Link

UN Water (2022): Groundwater making the invisible visible. Paris: UNESCO (The United Nations world water development report, 2022). Abgerufen unter: Link

Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: OECD (2012): OECD Environmental Outlook to 2050, THE CONSEQUENCES OF INACTION, OECD Publishing, S. 217 (output from IMAGE). Abgerufen unter: Link