Sportanlagen, Spazierwege oder urbane Farmen; die Entwicklung der Gründächer in modernen Städten wird ausgefallener, großflächiger und besser unterstützt. Glaubt man dem Marktforschungsunternehmen Technavio nimmt der Markt für Gründächer jährlich bis 2025 um ca. 14% zu. Die Vorreiter in dieser Entwicklung wie Singapur, Hongkong, Japan, Kanada die Vereinigten Staaten und Deutschland haben insbesondere in den letzten Jahren Schritte in Richtung Förderungen und rechtliche Rahmenbedingungen gemacht. Ob lediglich darüber debattiert wird, welche Forderungen tatsächlich umgesetzt wurden und auf welchem Stand die Länder bzw. Städte im Allgemeinen sind wird im Folgenden eingegangen.
Singapur
Der asiatische Stadtstaat ist im Thema Gründächer in aller Munde. Nicht nur die Gesamtfläche von ca. 712 km² auf 5 Millionen Einwohner sorgt für Aufmerksamkeit, sondern auch die ausgefallenen Lösungen und Summen mit, welchen diese unterstützt werden. Das Housing Development Board (HDB), verwaltet die ‚Sozialwohnungen‘, welche den Großteil der Bevölkerung unterbringen. Weiterhin hat es eine Begrünungsforschung losgetreten, welche anschließend weitestgehend verkörperlicht wurde.
Unterstützt wird diese Strömung vom Center of Greenery and Ecology (CUGE). Einerseits ist es für öffentliche Parkanlagen und Grünflächen verantwortlich, andererseits wird durch Forschungsprojekte und Demonstrationen der Weg zur grüneren Stadt geebnet. Ein paar Themen der Richtlinien, wie ein genereller Standard für Dachbegrünungen, sind noch nicht geklärt. Zusätzlich gibt es noch keine grundlegenden gesetzlichen Mindestanforderungen für Neubauten, trotz dessen scheint der alleinige Reiz von mehr Gründächern auszureichen.
Hongkong
Die Durchschnittliche Gebäudehöhe liegt in Hongkong zwischen 25 und 50 Stockwerken, in der Regel mit Flachdächern. Wird eine Evakuierungsfunktion durch eine Dachbegrünung nicht beeinträchtigt, ist eine Dachbegrünung gestattet und erwünscht. In 2005 kam die ‚Gründachidee‘ auf, welche jeher von der Universität von Hongkong weitergeführt und durch Forschungsdächer unterstützt. 2006 kamen die Kräfte der Stadtverwaltung hinzu, welche Machbarkeitsstudie für entsprechende Baustrukturen veröffentlichte. Mittlerweile sind Dachbegrünungen auf Staatlichen Gebäuden und Schulgebäuden die Regel geworden, es werden jedoch fehlende Förderungen für Privatbesitzer kritisiert.
Japan
Die Einsicht in den Umgang und die Regelungen bezüglich Gründächer in Japan ist durch die mangelnde Übersetzung gehindert, jedoch ist klar, dass Japan versucht die Bewegung hinzu mehr Dachbegrünungen in Städten zu unterstützen. Beispielsweise wurde 2007 eine nationale Organisation namens Sky-Front von Hajime Koshimizu gegründet. Diese mittlerweile 200 Mitglieder große und unter dem Namen Organization for Landscape and Urban Green Infrastructure zu findende Gruppierung widmet sich Themen wie Photovoltaik und Gemüseanbau und Biodiversität auf Dachbegrünungen.
Kanada
Die Kanadischen Städte treten in den letzten Jahren häufiger aufgrund ihrer grünen Stadtgestaltung ins Rampenlicht. Bereits 2009 traten in Toronto Gesetze in Kraft, welche Mindestanteile von 20% bepflanzte Dachoberfläche an Neubauten ab 2000qm Gesamtfläche erfordern. Dieser Anteil steigt auf mindestens 60% ab 20‘000qm Gesamtfläche.
Auch Vancouver strahlt mit seinem, von LEED® mit Platin ausgezeichneten, Vancouver Convention Centre. Damit hat das Gebäude weltweit die nachhaltigste Messehalle und stellt eine Vorzeigeversion eines öffentlichen Gebäudes da. In Sachen gesetzliche Vorschriften geht es in Vancouver vergleichsweise schleppend heran. 2018 wurde eine Forderung nach Mindestanforderungen für Neubauten bezüglich Dachbegrünungen gestellt, wurde jedoch abgelehnt.
USA
In den USA schreitet das Dachbegrünungswachstum in unterschiedlichen Geschwindigkeiten voran. In San Francisco beispielsweise ist ein Anteil zwischen 15 und 30% der Dächer von Neubauten verpflichtend mit Begrünung, Sonnenkollektoren oder beidem zu versehen.
Philadelphia beispielsweise versucht mit Steuervergünstigungen zu locken und in Washington wird das Thema durch die Regenwasservorschriften geregelt. Von der Stadt der Trends, Portland, werden 5$ pro ‚square foot‘ so genannter ‚eco roofs‘ zugeschossen. Auch in Portland rührt dies aus der Regenwasserproblematik, die damit in den Griff bekommen werden soll. Die Stadt Chicago brachte den Stein durch das erste Gründach auf der Stadthalle, 2001, ins Rollen. Es gibt keine Staatliche oder anderweitige Unterstützung, trotz dessen wächst die Zahl der Gründächer jährlich.
Deutschland
In Deutschland ist das Ausmaß der Anreize, Unterstützungen und Regelungen bezüglich Dachbegrünungen ebenfalls unterschiedlich. In Hamburg beispielsweise wird mit bis zu 100‘000 Euro Zuschüssen geworben. In Düsseldorf und Stuttgart bemühten sich Baugenossenschaften und wohltätige Organisationen bereits vor 40 Jahren um eine Erhöhung des Stellenwertes von Dachbegrünungen auf deutschen Dächern. Mittlerweile ziehen 30 Städte durch Beratungen und Fördermittel an demselben Strang. Dabei ist laut dem Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG) Stuttgart deutscher Meister in der Kategorie Gründachfläche pro Einwohner mit 4,1km². München liegt jedoch flächenmäßig ganz vorne und macht mit über 3 Millionen km² einen Großteil der Gründachfläche Deutschlands aus welche bei 7,2 Millionen km² liegt. Leider haben bis jetzt weder Städte noch der Bund gesetzliche Mindestanforderungen bezüglich Dachbegrünungsflächen auf Neubauten.
Kopenhagen
Die dänische Hauptstadt ist in vielerlei Hinsicht der europäische Vorzeigeschüler in Sachen urbane Anpassung an den Klimawandel. Dazu zählt auch die erste gesetzliche Umsetzung einer Dachbegrünungspflicht für die meisten Neubauten. Dieses Gesetz, welches seit 2010 in Kraft ist, bindet insbesondere Große Gebäudekomplexe ein, dessen Pflichtbegrünungsanteil von vielen Faktoren abhängig ist. Diese Entscheidung rührte auch in Kopenhagen aus dem Bestreben das Wassermanagement der Stadt zu optimieren. Zusätzlich zu Neubauten ist auch für alle öffentlichen Gebäude eine Dachbegrünung verordnet.
Literaturverzeichnis
Das urbane Dach wird grün – weltweit sprießen green Rooftops in die Höhe. (o. J.-a), Link
Green Roofing Copenhagen. (o. J.), Link
Green Roofs. (o. J.), Link
Green Roofs are Starting To Sprout in American Cities – Yale E360. (o. J.), Link
Gründächer weltweit: Ein aktueller Überblick. (o. J.), Link
Planning. (o. J.). City of Vancouver Planning-By-law Administration Bulletins ROOF-MOUNTED ENERGY TECHNOLOGIES AND GREEN ROOFS (DISCRETIONARY HEIGHT INCREASES). Vancouver Convention Centre West / Expansion Project – Greenroofs.com. (o. J.), Link
Wo steht Deutschland in Sachen Gebäudebegrünung? Tagungsband. (o. J.), Link